«Das Projekt Gondosolar läuft auf Hochtouren»

«Die Vorbereitungen laufen nach Plan», sagt Gondosolar-Projektleiter Beat Imboden. In den letzten Monaten haben die Projektträger – Initiant Renato Jordan, die Standortgemeinde Gondo-Zwischbergen und die örtliche Energiegesellschaft Energie Electrique du Simplon, EES – das Projekt weiterentwickelt. Die Projektträger hoffen, dass der Kanton Wallis dem Bund noch im Herbst 2022 den formellen Vorschlag zur Festsetzung von Gondosolar im kantonalen Richtplan unterbreitet. Imboden: «Dies wäre ein weiterer Meilenstein.»

Seit der Präsentation des Projekts Anfang Februar 2022 war es still um Gondosolar. Wo steht das Projekt heute?

Beat Imboden: Die Projektträger haben die letzten Monate genutzt, um parallel zu den laufenden Verfahren das Projekt Gondosolar in verschiedenen Bereichen voranzutreiben und weiterzuentwickeln. Zusammen mit einem externen Umweltbüro werden Fauna und Flora am Standort Alpjerung weiter untersucht. Einen weiteren Schwerpunkt stellt die zukünftige Doppelnutzung von Landwirtschaft und Energie dar. Im Herbst wird auf Alpjerung eine Wetterstation in Betrieb genommen, die entsprechende Baubewilligung haben wir erhalten. Gleichzeitig laufen detaillierte Untersuchungen zwecks Realisierung der Transportbahn und wir arbeiten gemeinsam mit Fachleuten an der optimalen Variante, wie wir den produzierten Strom möglichst umweltschonend und kostengünstig in die bestehende Netzinfrastruktur einspeisen können.

Somit sind Sie weiterhin optimistisch, auf Alpjerung schon bald die erste Kilowattstunde PV-Strom zu produzieren?

Das Projekt Gondosolar läuft auf Hochtouren. Wir sind gut unterwegs, die Vorbereitungen im Projektteam laufen nach Plan. Sobald die Baubewilligung vorliegt, kann Gondosolar innerhalb von rund ein bis zwei Jahren  gebaut werden. Aber bis dahin ist der Weg noch weit.

Beat Imboden, Projektleiter Gondosolar und Geschäftsführer EES

«Das Projekt Gondosolar hat ein grosses Echo ausgelöst, das Interesse ist enorm. Die Reaktionen sind überwiegend positiv.»

Welches sind denn die wichtigsten Etappen dieses Weges?

Die erste Etappe ist die Aufnahme des Projekts in den kantonalen Richtplan. Anschliessend folgen auf kommunaler Ebene die Beurteilung auf Zonenkonformität und das ordentliche Baubewilligungsverfahren. Zudem hoffen wir sehr, dass das Parlament auf eidgenössischer Ebene in den kommenden Monaten im Rahmen der Revision des Energie- und des Stromversorgungsgesetzes die Rahmenbedingungen im Sinne einer raschen und effizienten Bewilligung noch deutlich verbessert.

Apropos: Wie lautet der Stand bezüglich Festsetzung im kantonalen Richtplan?

Im April 2022 haben wir den offiziellen Antrag auf Festsetzung im kantonalen Richtplan eingereicht. Dabei konnten wir uns auf die existierende Photovoltaik-Strategie des Kantons Wallis stützen. Dies war sehr hilfreich. Überhaupt funktioniert die Zusammenarbeit mit den kantonalen Dienststellen seit Anfang an sehr gut. Nun hoffen wir, dass der Kanton Wallis dem Bund noch im Herbst 2022 den formellen Vorschlag unterbreitet, das Projekt Gondosolar im kantonalen Richtplan festzusetzen. Dies wäre ein weiterer Meilenstein.

Von Anfang stand die Idee im Raum, Gondosolar könnte als Pilotprojekt fungieren. Sozusagen als Feldversuch, um Fragen der Akzeptanz, der Wirtschaftlichkeit, der Gesetzgebung sowie der technischen und ökologischen Optimierung zu erproben. Weshalb Gondosolar?

Das Projekt Gondosolar ist vergleichsweise weit fortgeschritten, die Machbarkeit grundsätzlich nachgewiesen und die Anlagegrösse für ein Pilotprojekt ideal. Auch energietechnisch bietet Gondosolar optimale Voraussetzungen: südwärts ausgerichteter Standort auf über 2000 Metern über Meer, überdurchschnittlich hoher Winterstromanteil, kurze Distanz zu bestehender Strominfrastruktur. Daher bietet sich Gondosolar als erste hochalpine PV-Anlage ideal als Pilotprojekt an, um die Nutzung der erneuerbaren Sonnenenergie in Bergregionen und die Auswirkungen auf die Umwelt möglichst rasch aus praktischer Sicht aufzuzeigen.

Wie fielen die Reaktionen nach der Ankündigung des Projekts im Februar aus?

Das Projekt Gondosolar hat ein grosses Echo ausgelöst, das Interesse ist enorm. Die Reaktionen sind überwiegend positiv, was uns sehr freut. In der aktuellen Diskussion um den dringend notwendigen Ausbau der erneuerbaren Energien, die Energiewende und die Versorgungssicherheit, vor allem bezüglich der kritischen Wintermonate, wird das Projekt Gondosolar als Pilotprojekt für hochalpine PV-Anlagen einen sehr wichtigen Beitrag leisten.

Aber es gab auch kritische Stimmen. Wie geht Gondosolar damit um?

Wir haben mit vielen Stakeholdern meist sehr konstruktive Gespräche geführt. An einem Treffen mit Vertreterinnen und Vertretern von WWF, Stiftung für Landschaftsschutz und Pro Natura stellten wir das Projekt im Detail vor und konnten in der intensiven Diskussion viele Punkte klären und Fragen beantworten. Noch sind nicht alle Vorbehalte ausgeräumt, aber die genannten Organisationen zeigen sich gesprächsbereit und sind an Informationen interessiert. Der Kontakt wird entsprechend aufrechterhalten. Wir sind auch immer offen für Gespräche mit weiteren NGO.

Mit Spannung erwarten dürften diese Kritiker auch die Resultate des externen Umweltbüros, das während der diesjährigen Vegetationsphase auf Alpjerung eine Aufnahme von Fauna und Flora durchgeführt hat. Bis wann ist mit Ergebnissen zu rechnen?

Die Resultate werden für diesen Herbst erwartet. Gemäss aktuellem Wissensstand gibt es im Gebiet von Alpjerung keine geschützten oder gefährdeten Arten. Die bereits im Rahmen der Machbarkeitsstudie durchgeführten Umwelt- und Landschaftsschutzanalysen haben gezeigt, dass das vorgesehene Terrain kaum kritisch ist.

Sie haben auch erwähnt, dass in diesem Herbst auf Alpjerung eine Wetterstation in Betrieb genommen wird. Was erhoffen Sie sich davon?

Die ersten Resultate aus den Untersuchungen der Naturgefahrenspezialisten im vergangenen Jahr sind zwar sehr positiv. Auch ist das Gebiet nicht steil und dadurch nicht anfällig auf Schneerutschungen und Erosion. Trotzdem wollen wir zusätzliche Informationen bezüglich der meteorologischen Bedingungen am Standort erhalten. Mit der Wetterstation, bei der auch eine Webcam installiert wird, werden wir Schneehöhe, Wind, Sonneneinstrahlung und Temperatur messen. Dies alles hilft uns, die Anlage optimal zu dimensionieren.